Das obere Diagramm bildet Frequenzgänge und weitere Parameter von vier verschiedenen Lautspre-
chern (A-D) ab sowie die durchschnittliche Punktebewertung der Hörergruppen. Deren Ergebnisse zeigt
die untere Abbildung, wobei eine durchgängige Tendenz zwischen untrainierten und auf das Erfassen
von Klangunterschieden „geeichten" Hörergruppen erkennbar ist. Die untere Linie stammt von Harmans
„Profi-Hörern". Fazit: Je trainierter die Hörer, desto markanter die Abstufungen.
au f die jeweiligen akustischen G egeben-
heiten hat. Doch unter den identischen und
genau kontrollierten Bedingungen unserer
Versuche zeigt sich schnell, dass alle H örer
den Klang von Lautsprechern in der T en-
denz sehr ähnlich bewerten.
G ibt es denn g a r keine Abweichungen?
D och, aber eben kaum in der grundsätz-
lichen E inschätzung v o n K langbildern.
Die U nterschiede bestehen eher im Grad
der Beurteilung. U nd hier spielt vor allem
eine Rolle, ob d er H ö rer H iF i-erfahren
oder unbeleckt ist. In 2004 haben w ir ein
großes Projekt gestartet, bei dem wir G rup-
p en von trainierten P robanden u n d sol-
che m it u n train ierten T eilnehm ern vier
aktuelle Lautsprecher des M arktes anhören
wie beurteilen ließen und anschließend die
Bewertungsprofile verglichen. Dabei stellte
sich heraus, dass die Differenzen zwischen
positiven und negativen U rteilen bei den
trainierten V ersuchspersonen am größten
ausfielen. D ie u n train ierten P ro b an d en
bew erteten sehr ähnlich, aber m ilder.
K orreliert dies m it der M esstechnik?
A ber ja! E ntgegen d er A nnahm e, dass
viele Leute „L oudness-K langbilder“ m it
Hinter dem optisch dichten, akustisch jedoch
durchlässigen Vorhang des Harman-Hörraums in
Northridge werden die Lautsprecher auf pneuma-
tisch bewegten Platten in Position gerückt
KOMMMENTAR
Matthias Böde,
Redakteur
N
a, wenn das keine
gute N achricht ist:
Alle mögen den gleichen
Klang. Dr. Olive liefert die
Fakten zu einer allgemei-
nen These: Qualität ist
nachvollziehbar, sie lässt
sich benennen und beur-
teilen. Gleichzeitig bremst
er diejenigen aus, die alles für relativ erach-
ten und jedes Testurteil dem persönlichen
Geschmack unterordnen wollen. Im Gegen-
teil, es gibt gültige Maßstäbe. Noch wichti-
ger: Die Routine in der Auseinandersetzung
mit klanglichen Phänomenen schärft den
Blick für die Vorzüge oder eben Fehler wohl
nicht nur von Lautsprechern. Und mag ein
Punktesystem für alle Boxen am Markt auch
pure Vision sein - im STEREO-Testspiegel
ist es bereits Realität. Gewiss, ein Schuss
Subjektivität von uns Testern ist stets dabei.
Gut so, denn in meinem HiFi-Verständnis
folgt auch nicht alles Maß und Zahl!
deutlicher Bass- u n d H ochtonanhebung
bevorzugen, zeigen u n sere B lindtests
eine klare P räferenz für einen ebenso
ausgedehnten wie linearen Achsfrequenz-
gang, der diese Q ualität aus verschiedenen
W inkeln behält. Zudem w urden Boxen m it
weich einsetzenden sowie über das Spekt-
rum gleichm äßigen Reflexionen besonders
positiv em pfunden. Schlussendlich lässt
sich sagen, je linearer u n d akkurater ein
L autsprecher spielt, desto m eh r w ird er
gem ocht. Die Leute lieben die W ahrheit!
Und die wollen Sie in Punkten ausdrücken.
Genau. Das letzte Teil im Q ualitätspuzzle
ist ein patentiertes m athem atisches M o -
dell, das die technischen Spezifikationen
m it den B ew ertungen v o n train ierten
H örern auf einer Skala von 0 bis 10 verbin-
det. Bei 70 konkreten Lautsprechern kam en
w ir so auf 86 Prozent Aussagekraft. Dies
verm ittelt m ehr als die üblichen Spezifika-
tionen, die - zugespitzt - n u r bestätigen,
dass eine Box Töne von sich gibt.
F unktioniert das auch bei Kopfhörern?
A uch dazu haben wir U ntersuchungen m it
sehr ähnlichen Ergebnissen angestellt.
Ein allgem eines, fü r alle H ersteller gültiges
P unktesystem erscheint uns, sorry, illuso-
risch. W ann soll’s denn so w eit sein?
N un ja, jedenfalls gleich nach dem Errei-
chen des W eltfriedens.
3/2014 STEREO 31
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